Der Sachverhalt um Stuttgart 21 ist sehr komplex. In Summe geht es nicht „nur um einen Bahnhof“ – es geht um uns, unser Geld, unsere Zukunft, unsere Heimat, unsere Lebensqualität. Und um die unserer Kinder.
Ein besserer Bahnhof, der auch noch notwendig ist, ist dem Allgemeinwohl gleichzusetzen. Eingriffe in den Denkmalschutz, den Naturhaushalt und das Privateigentum würden demgegenüber zurückgestellt werden können, und dann gäbe es auch nichts zu protestieren. Wenn aber dieser neue Bahnhof gar nicht besser, gar nicht leistungsfähiger ist, kann man diese Eingriffe nicht mehr rechtfertigen, darf man nicht Milliarden an Steuergeld dafür ausgeben, die dann woanders fehlen. Hinzu kommt, dass durch die weitere Zerstörung eines Parks in dieser Feinstaubbelasteten Großstadt unser aller Recht auf Erholung beschnitten wird.
Ist Ihnen aufgefallen, dass uns der Tiefbahnhof als „Zukunft unserer Kinder“ verkauft wird? Möchten Sie für Ihr Kind, dass es – falls es das möchte – 3 Minuten früher in Ulm sein kann? Und das auf Kosten von Kitas, Schulen, Bildung, Kultur und Regionalverkehr? Denn natürlich wird stets betont, die bei Einstellung des Projekts frei werdenden Mittel könnten nich "einfach so" für etwas anderes ausgegeben werden. Aber die vielzitierte schwäbische Hausfrau weiß genau: Jeder Euro kann nur einmal ausgegeben werden. Und bleibt er in diesem Jahr übrig, kann er im nächsten Jahr in einem neuen Budget an anderer Stelle auftauchen.
Der Regionalverkehr ist wichtig? Ja. Denn wird der noch schlechter, kommt ihr Kind später aus der Schule, sitzt länger an den Hausaufgaben - und das kostet Lebensqualität und stört das Familienleben.
Hinzu kommt: Wir alle zahlen für Stuttgart 21. Ob wir nun dafür sind oder dagegen. Wir zahlen Steuergeld, das woanders fehlt. Wir zahlen höhere Fahrpreise für immer schlechtere Beförderungs-Leistungen. Mit immer weiteren Staus, die Zeit, Nerven und Gesundheit kosten. Wäre es nicht besser, all das Geld in eine funktionierende Infrastruktur anzulegen?
Der neue Tiefbahnhof hat sicher Vorteile: Für 10% der Reisenden im Fernverkehr. Für 90% der Nahverkehrskunden ist er von Nachteil. Die aber bezahlen das Vorhaben, zusammen mit uns. Wofür? Dafür, dass "Stuttgart 21 kein Nadelöhr beseitigt, sondern neue schafft" wie es in der Studie heißt, die das Berliner Beratungsunternehmen KCW für das Bundesumweltamt angefertigt hat.
Der Tiefbahnhof Stuttgart21 wird von den Projektbefürwortern als bestgeplantes Projekt bezeichnet. 1994 wurde es der Öffentlichkeit vorgestellt. Am 2. Februar 2010 begannen offiziell die Bauarbeiten, die neuen Bahnanlagen sollen 2021 in Betrieb gehen. Rechnen wir mal: Man plant seit über 15 Jahren - und immer noch stehen wichtige Genehmigungen aus. Haben Sie schon ein Haus gebaut? Und wie ging es Ihnen dabei? Ebenso? Und vor allem: War Ihr Bauplan schon 20 Jahre alt als Sie mit dem Bau begannen?
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